Deutsches Atlantikwall-Archiv

Norwegen

 

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Der Atlantikwall in Norwegen

Stand 08.11.2021

 
In verstärktem Maße werden wir nach Begehungshinweisen für eine Norwegenfahrt gefragt. Zunächst einmal - um jeder Euphorie vorzubeugen - muß gesagt werden, daß die Distanzen, die zurückgelegt werden müssen, um auch nur einige markante Stellungen 'abzufahren', für einen Mitteleuropäer ganz neue Dimensionen bedeuten. Unser Ratschlag kann daher nur heißen: beschränken Sie sich auf nur einen Abschnitt dieses über 13 Breitengrade langen Landes!

Unter den besetzten Ländern, an deren Küsten der Atlantikwall errichtet wurde, bildet Norwegen sicherlich die große Ausnahme.

Nach der Besetzung Norwegens durch deutsche Invasionstruppen (im Zuge des Landeunternehmens 'WESERÜBUNG') wurden neben den bereits vorhandenen norwegischen Küsten- und Torpedobatterien auch deutsche Küstenbatterien installiert, die Küstenverteidigung angesichts der Eroberungserfolge des Heeres auf anderen Kriegsschauplätzen aber zunächst nicht weiter intensiviert.

Der Elch
 
Das änderte sich schlagartig gegen Ende des Jahres 1943, als die ersten militärischen Rückschläge, vor allem an der Ostfront, die Verwundbarkeit des okkupierten Terrains offenbarten.
Nach der alliierten Landung in der Normandie bekam die Verteidigung Norwegens als letzte Ausgangsbasis für atlantische Unternehmungen (nunmehr vor allem für die U-Boot-Kriegsführung) höchste strategische Priorität.
Nicht zu vergessen ist dabei die Bedeutung des Landes für die rüstungstechnisch lebensnotwendige Erzbeschaffung und die Möglichkeit, von hier aus die alliierten Nordmeer-Geleitzüge angreifen zu können.
 
Im Gegensatz zu anderen besetzten Ländern erfolgte in Norwegen - vor allem aufgrund der langen Küstenlinie - keine Zwischenfeldsicherung mittels betonierter Anlagen. An Verbindungsstraßen liegende Ortschaften wurden mit Kleinstanlagen als Befestigungsstütze (feldmäßige Unterstände, Ringstände) zu Widerstandsnestern ausgebaut, längere Fjordufer wurden nur durch Patrouillen überwacht. Natürliche Gegebenheiten wie Flußläufe wurden auch in Norwegen zur Geländebefestigung genutzt.
Prinzipiell kann man sagen, daß vor allem die äußeren Fjordeingänge, Hafenstädte und Fliegerhorste mittels ständiger Anlagen gesichert wurden, wobei hier der küstenartilleristische Einsatz dominiert.
Kiby - PzMauer zur gleichzeitigen Anstauung eines Gletscherbaches
 
Polarkreiszentrum Rovaniemi Wir beginnen unsere Reise in der Finnmark. Wer die Nordkapprennstrecke - die E 6 - scheut und es lieber gemütlich angehen lassen will, der wird die Anfahrt ab Göteborg oder Malmö längs der schwedischen Ostseeküste wählen. Kurz vor, bzw. an der finnischen Grenze kann man sich entscheiden, ob man direkt nach Narvik, zum Nordkapp oder wirklich bis in den nordöstlichsten Winkel Europas - die Region um den Varangerfjord - abbiegen möchte (haben Sie Ihre Familie dabei, dann besuchen Sie doch mit Ihren Kindern 'mal im Sommer den Weihnachtsmann: im Polarkreiszentrum bei Rovaniemi...).

Von Kirkenes bis nach Alta befindet man sich in der norwegischen Tundra, deren Straßen oft nur in den Sommermonaten zu befahren sind. Einige Verbindungsstraßen sind sogar bis zum Mai geschlossen. Nicht nur einmal haben wir im Juni dichtestes Schneetreiben gehabt, das meterhohe Schneewehen zur Folge hatte.

 
Im Juni – 2 km von der russischen Grenze entfernt

Die Anfahrten zu den Objekten der Bunkerbegierde führen entweder an langen Fjordufern entlang oder über das einsame Fjell - dem norwegischen Hochland - zu kleinen Ortschaften, deren größter Luxus eine Zapfsäule für Diesel und die obligatorische Anlegestelle der Hurtigroute ist.  
Aber immerhin, man merkt, daß sich etwas in Norwegen in Sachen Umwelt tut: ab 2025 werden hier keine PKW mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen und man findet schon seit 2019 E-Zapfsäulen beinahe flächendeckend bis in den Hohen Norden. Übrigens, wer durch Schweden anfährt, hat mit seinem Elektrofahrzeug dank der E-Säulenpolitik eines kalifornischen Herstellers auch keine Probleme, seine Akkus vollzuladen.

Das norwegische Fjell im Frühsommer

Fjord bei Börselv
 
Beim Nordkapp grenzt der europäische Norden an die Barentssee - ohne den Einfluß des Golfstromes ist das Klima rauh und die Landschaft in weiten Teilen ohne höhere Vegetation. Vorsicht! Allgegenwärtig sind freilaufende Rentiere - im Sommer ohne Schlitten unterwegs! Rentiere
 
Über einen Abstecher nach Hammerfest führt uns die Route längs des Fjordsystems von Alta in die Region Troms. Die Landschaft ändert sich. Schlagartig macht sich der wärmende Golfstrom bemerkbar, die Fjorde werden kürzer, die Inseln zahlreicher und der Verkehr stärker. Teilweise 'üppige' Vegetation erschwert das Auffinden der noch vorhandenen Stellungen im Sommer. Wer nicht zum Frieren neigt und nicht vor ein paar Schneewehen scheut, dem sei ein Besuch im März/April/Mai oder Oktober bis Anfang November empfohlen. Vielleicht mit dem Flieger via Oslo, von dort aus mit einer zweimotorigen Propellermaschine nach Norden und anschließend beispielsweise in Alta ein geländetaugliches Gefährt mieten? Nachteil in diesen Monaten: das Wetter bzw. das Dämmerlicht, welches nur in Ausnahmefällen brillante Fotos zuläßt.
 
Hat man in seinem zeitlichen Urlaubsbudget noch ein ausreichendes Polster (mindestens eine Woche), sollte man es sich nicht nehmen lassen, von Tromsö aus einen Abstecher über die Inseln Kvaløy (Brücke), Senja (per Fähre) und dann nach Harstad (wieder per Fähre) zu machen. Hier gehört der Besuch der 40,6 cm Batterie TRONDENES I zum Pflichtprogramm eines jeden Bunkerfreundes! 

Aber auch die Ofoten, die Vesterålen und die Lofoten locken nicht nur mit touristischen Leckerbissen (während Ihre Begleiterin auf Walsafari im Polarmeer nördlich Andenes auf den Wellen schaukelt, können Sie sich ja die dortigen Befestigungsanlagen anschauen ...). 

Die werktätigen Zeitgenossen unter uns werden nun wahrscheinlich kaum noch Zeit übrig haben und müssen auf die E 10 in Richtung Narvik einschwenken. Achtung! Neue Streckenführung, also: Maut!

Von Narvik aus sollte man zumindest den (50 km langen) Abstecher nach Engeløya zur Batterie DIETL machen. Sie haben keinen Sonderband 24 vorher bei uns bestellt? Macht nichts – im Museum können Sie diesen nebst anderen Dingen erwerben.

Ankunft auf den Lofoten von Melbu aus
 
Wieder am Polarkreis - diesmal an der E 6 in Norwegen Wieder zurück auf der E 6, gilt es als nächstes, in Fauske eine schwerwiegende Entscheidung über die Reiseroute zu treffen. Hier im nördlichen Teil der Fylke Nordland hat man die Wahl zwischen der ab Bodø längs der Küste und via Fähren über viele Fjorde führenden Rv 17 oder der schnelleren - aber recht bunkerlosen - Strecke durch das Landesinnere via E 6 bis nach Trondheim, eventuell verbunden mit einem Abstecher nach Örland. Es gibt nur diese zwei Wege, den Polarkreis in Norwegen zu überschreiten.

 

 
Kombinationen beider Routen oder Abstecher zur Küste sind nur an wenigen Stellen dieses knapp 600 km langen Abschnittes möglich. 
Von Ørland aus kann man direkt mit der Fähre Brekstad - Agdenes über den Trondheimsfjord schippern, wenn man weiter in südwestlicher Richtung entlang der Küste fahren möchte.
Will man Trondheim besuchen, bietet sich die Fähre Rørvik - Flakk an.

Agdenes Fyr

Atlanterhavsveijen Gleichgültig, für welchen Abstecher man sich entscheidet, man trifft sich wieder - ob touristisch oder bunkertechnisch begründet - am Atlanterhavsveijen westlich Kristiansund. Diese Streckenführung machte uns hauptsächlich bei möglichst stürmischen und schlechtem Wetter Spaß! Bei Sonnenschein ist es zwar hübsch zu fahren – aber recht spannungslos zu fotografieren.

 

Weiter geht es über Bud und Molde nach Ålesund. Von hier aus gibt es wieder die Möglichkeit nach Mitteleuropa zurückfahren. 15cm SKL/45 der Batterie Bud
Ålesund von See aus gesehen - auf dem Berg wimmelt es von Bunkern Batteriestellung bei Måløy
 

Ist man an dieser Stelle immer noch freier Herr seiner Zeit - oder hat die Fahrt erst in Trondheim begonnen - dann kann man von Ålesund aus den Südwesten Norwegens erkunden. Hier liegen die Festungen Bergen und Stavanger mit dementsprechend stark ausgebauten Befestigungsabschnitten.

Zuletzt geht es rund um den Oslofjord, wobei die Drøbak-Enge ein historisches "Muß" darstellt. Hier erlitten die deutschen Invasoren mit der Versenkung der BLÜCHER durch die norwegische Küstenartillerie einen herben Verlust. Das nicht zu hebende Wrack macht durch immer noch austretendes Öl auch heute noch Kummer.

In Bergen


Zur Vertiefung:

[1]  DAWA Nachrichten 41 - Arquebus Kriegshistorisches Museum
[2]  DAWA Nachrichten 41 - Die HKB Maröy in Norwegen
[3]  DAWA Sonderband 19 - Militärmuseen in Nordeuropa

   

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Stand: 22. März 2023

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