| |
Der Atlantikwall in Deutschland
Stand 03.05.2019
Vom Atlantikwall auf deutschem Terrain kann man nur noch sehr wenig sehen.
Vor allem im Bereich der ehemaligen Festungsplätze finden
sich hier und da noch Reste von Flugabwehrbatterien und Luftschutzanlagen,
die zumeist vor Beginn des II. Weltkrieges erstellt wurden.
|
Offene Bettung für eine schwere Flak
unter Drehhaube
Wangerooge
[Marcus Hoffmann / Köln] |
... und im Fort Kugelbake bei Cuxhaven steht das
passende Geschütz: eine 10,5 cm SK C/32 auf Marinepivotlafette |
|
Überbleibsel von Marineküstenbatterien auf dem Festland sucht man meistens
vergebens. Nur hier und da kann man noch einen Fund
machen, weil eine Sprengung des Bauwerkes zu viel umstehende Einrichtungen
zerstört hätte, weil ein Bauwerk bereits 1946-1950 zugeweht war oder auf eine
andere Weise in Vergessenheit geriet.
Allgegenwärtig sind jedoch noch die Luftschutzbunker vor
allem in Hamburg, Bremen, Wilhelmshaven und Emden, die der Zivilbevölkerung
Schutz bei den zahlreichen Luftangriffen der Alliierten bieten sollten.
Heutzutage sind sie oft so eng mit der städtischen Bebauung verzahnt, daß sich
eine Sprengung verbietet. Das hat zur Folge, daß die Bunker entweder mangels
vernünftigen Nachnutzungsmöglichkeiten leer bleiben oder zu verwendbaren
Immobilien umgebaut werden.
|
Luftschutzbunker in Emden |
Versorgungsbunker in Emden |
|
|
Bunker in Emden |
Luftschutzbunker in Wilhelmshaven |
|
|
Dieser Luftschutzbunker in Wilhelmshaven
dient heute dem Deutschen Alpenverein als "Zugspitze" |
Auf den ostfriesischen Inseln sind hier und da noch einige Anlagen erhalten
geblieben. Es handelt sich hier vor allem um Bauwerke, die im I. Weltkrieg oder
vor dem II. Weltkrieg erstellt wurden. Durch die Blitzkriege zu Anfang des II.
Weltkrieges wurde der Ausbau der Nordseefestungen zurück- oder gänzlich
eingestellt.
|
Bettung
Fortinsel Langlütjen II
[Heinz Werner Reibert] |
Bauwerksreste
auf der
Fortinsel Langlütjen II
[Heinz Werner Reibert] |
|
Erst Ende 1944 mußte auf einmal alles ganz schnell gehen: die Alliierten
waren erfolgreich in Frankreich gelandet. Deren Armeen standen im Spätherbst
1944, notdürftig von den deutschen Truppen gestoppt, an der deutschen Westgrenze
und nutzten den Winteranfang, um sich neu zu formieren. Das OKW befürchtete eine
neue alliierte Landung in Dänemark oder an der norddeutschen Küste, die das Ziel
gehabt hätte, von Norden aus den auf dem Reichsgebiet operierenden deutschen
Truppen in den Rücken zu fallen und damit das Kriegsende - zumindest in
Mitteleuropa - herbeizuführen.
Um eine solche Invasion zu verhindern, wurde in aller Eile ein Bauprogramm
aufgelegt, welches die Befestigung neuralgischer Punkte zum Schwerpunkt hatte.
Hauptsächlich handelte es sich dabei um die alten Seefestungen wie Borkum,
Norderney oder Wangerooge, aber auch Sylt, Römö und der Raum Esbjerg wurden mit
einbezogen.
Dieses Bauprogramm sah vor allem die Errichtung schwerer Seezielbatterien sowie
von Mannschaftsunterständen und Kampfbunkern vor. Bei letzteren handelte es sich
vorwiegend um recht neu entwickelte Regelbauten, die auf sämtliche
"überflüssigen" Einrichtungen verzichteten und bei sparsamster
Materialausnutzung ein Höchstmaß an Effektivität bringen sollten. Man war sich
nach den Erfahrungen vom Sommer illusionslos darüber im Klaren, daß eine
Einzelkampfanlage nicht mehr so zu planen war, daß sie sich mehrere Tage autark
im Kampf halten konnte. Die Konsequenz war der Bau von Kampfanlagen ohne
Nebenräume (beispielsweise der MG-Schartenstand R 681) und
Mannschaftsunterständen in leichterem Ausbau (beispielsweise der R 668: die
Decken- und Wandstärke betrug hier nur 1,50 m) und mit vereinfachtem Gasschutz
und ohne Stahlpanzertüren (Regelbauten der 700er Serie).
Obwohl diese Konstruktionen schon so einfach wie möglich gehalten wurden, kam es
nur noch stellenweise zu einer Fertigstellung. Es fehlte einfach an allem -
nicht zuletzt wohl auch am Willen der bauausführenden Dienststellen.
Von Sylt, Wangerooge und Borkum sowie Helgoland gibt es mittlerweile einiges
an Literatur, die sich in Teilkapiteln auch mit dem Atlantikwall befaßt.
2007 erschien unser DAWA Sonderband 6, der sich intensiv mit den
Stützpunkten der Festung Norderney im II. Weltkrieg befaßt und damit die
Lücke der Beschreibungen deutscher Seefestungen schließt.
Zur Vertiefung:
[1] |
Apfeld, Volker |
|
Borkum - Festung im Meer |
[2] |
Friese, Jürgen |
|
DAWA Sonderband 8
- Die Stützpunktgruppe Römö |
[3] |
Fröhle, Claude; Kühn,
Hans-Jürgen |
|
Hochseefestung Helgoland
1934-1947 |
[4] |
Lacoste, Werner |
|
DAWA Sonderband 28
- Die Weserforts - Beiträge zur Geschichte |
[5] |
Lippmann, Harry |
|
DAWA Sonderband 10
- Die Regelbauten des Heeres im Atlantikwall |
[6] |
Lippmann, Harry |
|
DAWA Sonderband 14
- Die Stützpunktgruppen Blåvand und Nymindegab |
[7] |
Lippmann, Harry |
|
DAWA Sonderband 15 (mit Begehungstips Atlantikwall) -
Militärmuseen in
Dänemark |
[8] |
Lippmann, Harry |
|
DAWA Sonderband 16
- Militärmuseen in Deutschland |
[9] |
Mallmann-Showell, Jak P. |
|
Deutsche U-Boot-Stützpunkte und
Bunkeranlagen 1939 - 1945 |
[10] |
Mehl, Hans |
|
Schiffs- und Küstenartillerie -
Marinegeschütze aus 500 Jahren |
[11] |
Röben, Bernd;
Friese, Jürgen |
|
DAWA Sonderband
6 - Die Festung Norderney |
[12] |
Rolf, Rudi |
|
Der Atlantikwall: Die Bauten der
deutschen Küstenverteidigung 1940-1945 |
[13] |
Willumsen, Peter |
|
Der Atlantikwall auf Fanø - Fanø
im Zweiten Weltkrieg
|
|